Der nasse Teppich, der einen Mord gerechtfertigte - #taeglicheinneuesthema 55

(Bild von Pixabay)

„Alter, hast du das gesehen! Das war voll schräg! Sie hat den ganzen Teppich nass gemacht. Die Bitch hat den scheiss Teppich meiner Oma nass gemacht. Wenn Oma das herausfindet, bekomme ich garantiert Ärger!“ Johnny stand mit offenem Mund da und betrachtete den nassen Fleck auf dem Teppich, der sich langsam ausdehnte.
„Scheisse Mann! Was ist nur los mit dir? Wen interessiert der verdammte Teppich?“, fragte Nick entnervt. Er konnte nicht fassen, dass Johnny sich wegen eines nassen Teppichs Gedanken machte. Sie hatten viel gewaltigere Probleme, die Johnny nicht zu stören schienen.
„Na meine Oma, Alter. Die wird komplett durchdrehen. Fuck, sie wäre im Stande, mich wegen dem scheiss Teppich umzubringen! Mich! Ihren einzigen Enkel, Mann!“, entgegnete Johnny.
„Wieviel von dem Zeug hast du eigentlich genommen?“, fragte Nick und sah Johnny an, der taumelnd vor dem Teppich stand und sich gerade noch so davon abhalten konnte, mit voller Wucht auf den nassen Teppich zu fallen.
„Weiss nicht, Alter. Vielleicht fünf, oder sechs. Vielleicht auch zehn. Hab bei drei aufgehört zu zählen. Wieso fragst du?“
„Mann! Reiss dich zusammen! Ich brauch dich jetzt hier. Deine Oma hat schon vor einem Jahrzehnt ins Gras gebissen. Die kann dir nichts mehr anhaben. Aber die Bullen schon, wenn sie uns hier erwischen“, antwortete Nick.
„Wieso? Wegen dem nassen Teppich? Alter, die Bitch hat auf den scheiss Teppich gepisst. Man soll sie festnehmen und nicht uns.“ Johnny taumelte gefährlich nach vorne und hätte wieder fast sein Gleichgewicht verloren.
„Scheisse Johnny! Siehst du nicht, sie ist tot! Genau so wie deine Oma. Und Tote kommen nicht hinter Gitter. Nur die scheiss Lebenden.“
„Heeeee! Bitch! Steh auf! Ich sagte aufstehen! Fuck, Mann. Steh auf oder ich knall dich ab!“ Johnny fuchtelte mit der Waffe in seiner Hand herum und trat auf den leblosen Körper der Frau.
„Du hast ihr schon ein scheiss Loch in ihren Kopf geschossen, du Vollidiot! Ich hätte dir nie die Pillen zeigen sollen. Ich bin so was von erledigt, Mann!“ schrie Nick ihn an.
„Aber sie hat auf den Teppich meiner Oma gepisst. Das war ihr Lieblingsteppich“, entgegnete Johnny, als wäre der Tod die einzig gerechte Strafe dafür gewesen.
„Ja. Sie hat sich aus Angst in die Hosen gepisst, weil du sie mit deiner verdammten Knarre zu Sex zwingen wolltest. Fuck! Jeder im Umkreis von 5 Kilometern hat den Schuss gehört. Die Bullen sind sicher schon unterwegs. Ich hau ab. Du kannst ja hier bleiben und warten, dass der verfluchte Teppich trocknet.“
„Hey, Nick. Warte, Mann! Hilf mir sie los zu werden, Alter!“, flehte Johnny ihn an. Nick sah sich die Wohnung an. Alles war voller Blut. Es klebte an der Decke, der Wand, auf dem Sofa, der Lampe und sogar auf dem scheiss Teppich von Johnny’s Oma. Die tote Frau lag mitten im Raum auf dem Rücken und blickte mit leeren Augen zur Decke hinauf. Auf ihrer Stirn klaffte die Schusswunde und ihr halber Hinterkopf war über den ganzen Boden verteilt.
„Nein, Johnny. Diesmal musst du das alleine regeln“, sagte Nick und ging zur Tür hinaus.
„Schnitt! Wir haben es im Kasten, Jungs! Die Szene wird der Hammer werden!“, sagte der Regisseur.
„Na das will ich hoffen!“, schimpfte die nicht mehr tote Frau, als sie vom Boden aufstand. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, eine Tote zu spielen.