[DE] Veganer = Außenseiter?

in #deutsch6 years ago (edited)

Heute morgen beim Frühstück scrollte ich wie üblich durch die mir von einer großen deutschen Suchmaschine vorgeschlagenen Nachrichten (Nein, noch kryptischer kann ich es nicht ausdrücken.) und fand diesen Artikel, den ich euch gerne weiterempfehlen möchte.

Ich fand den Artikel gut, weil er mich zum Nachdenken gebracht hat und ich generell alles schätze, was ein wenig gegen den Strich läuft und intellektuell herausfordernd ist. Ich muss an dieser Stelle vermutlich nicht dazusagen, dass das auch mitunter sehr anstrengend sein kann.

Zurück zum Thema.

Im Artikel stellt der Autor eine These vor, die besagt, dass erst das Erreichen einer kritischen Masse von 10 % Veganern in der Bevölkerung den grundsätzlichen Umschwung in der Ernährungsweise bedeuten würde. Das heißt, ab dann würden sich mehr Menschen einer veganen Lebensweise öffnen, weil sie sich dann ja nicht mehr als "Außenseiter" fühlen müssten.

Nun ist man ja als Veganer nicht automatisch Außenseiter. Lange galt es ja als schick und die Supermarktregale quellen seit gefühlt 2 Jahren schon über vor Alternativprodukten. Ich lasse die These daher einfach mal so stehen. Vielleicht ist etwas dran, vielleicht nicht.

Ein wichtiger Punkt bei der Diskussion über die These: Der Artikel ist sehr emotional verfasst. Und das ist etwas, was meiner Meinung nach in der Ernährungsdebatte generell gerne mal unterschlagen wird. Das Thema ist unfassbar komplex. Man wird vermutlich zu jedem wissenschaftlich auch noch so prägnanten Argument ein Gegenbeispiel finden und mit den, ich sage mal, - emotionalen - Argumenten ist es ähnlich.

Da ich mich in letzter Zeit viel mit Metaphysik (auch abseits Kants, Fichtes und Hegels) beschäftige (ein unfassbar spannendes Thema) kann ich dazu nur sagen, dass wir, so fühlt es sich für mich zumindest an, allmählich in einen Bereich vordringen, der sozusagen ◠◡übersinnlich◡◠ ist. In einen Bereich der philosophischen Spekulation, in dem wir eigentlich nicht mehr zwischen Naturwissenschaften, Religionen und Weiterem unterscheiden können. Ich muss immer dann daran denken, wenn ich Sätze höre wie "Ernährungsform XXX ist teuflisch" oder "Aber die Wissenschaft sagt...".

Ja, welche Wissenschaft? Die Naturwissenschaft, die Geisteswissenschaft, irgendeine andere Erfahrungswissenschaft? Was ist mit der Philosophie, aus der alle diese Wissenschaften irgendwann in der Antike mal entstanden sind? Zählt die nicht als Wissenschaft? Noch bevor ich im ersten Semester Philosophie verstand, was die spekulative Wissenschaft der Philosophie im Sinne Kants, Hegels und Fichtes eigentlich ist, wusste ich: DAS ist die eigentliche Wissenschaft, alles andere ist im Grunde dualistisches Denken. Aber wie gesagt: Es hat lange gedauert, bis ich dieses Wissen auch verdaut habe.

In diesem Sinne: Wohl bekomm's. ;) Ich fahr' jetzt nach München. 🚂


Quellen: In diesem Wikipedia-Artikel erhaltet ihr einen groben Einstieg ins Thema philosophische Spekulation. Es berührt aber auch den esoterischen Bereich, den ich persönlich auch sehr wichtig finde, hier kann ich noch keine gute Quelle nennen außer Lee Carolls Bücher. Lee Carolls ist für die meisten vermutlich zugänglicher als Hegel, aber in meinen Augen ist beides schwere Kost.

Oh diese Essensmetaphern 😅

Bildquelle

Sort:  

Liebes antike Denken, ich habe Philo ja an der Uni studiert und auf einen Abschluss darin keinen Wert mehr gelegt und nun andere Abschlüsse dafür. Ich bin ganz tief in den Buddhismus eingestiegen mittlerweile, und mir fällt nur noch ein, dass dieses ganze Spiel überhaupt mehr als 2500 Jahre alt ist mit der Frage, wie das Nirvana zum Beispiel in einem und um einen zugleich sein kann. Aber es ist ganz wundervoll. Ich bin momentan sehr kreativ und bin das lieber als nur in Bibliotheken zu forschen und Sachthemen zu bearbeiten. Ich wünsche dir einen schönen Tag! Stefan

Hallo @stefansoeffky,

danke für deinen freundlichen Kommentar. Was hast du denn nach bzw. statt des Philosophiestudiums gemacht? Welche anderen Abschlüsse hast du erworben?

Sehr gut gefällt mir mal wieder Dein Ansatz, wie Du über ein solches Thema reflektierst und natürlich zum Denken anregst. Gerade das Thema vegan Ja/Nein mit all den vielseitigen Betrachtungswinkeln und Ernährungsweisheiten finde ich immer wieder spannend. Den wissenschaftlichen Aspekt (welchen auch immer) habe ich dabei noch nie detailliert bedacht.

Gute Zeit in München

Vielen Dank für den Link zu diesem interessanten Artikel - ich bewundere solche Menschen wie Mr. Wollen, die sich als Lebensaufgabe für soziale Projekte bzw. in diesem Fall für das Tierwohl einsetzen. Ich bin zwar keine Veganerin aber das Tierwohl ist mir schon wichtig, so dass ich beim Einkauf auf möglichst tierschutzgeprüfte Bio-Ware achte und natürlich auch gerne Tierschutzprojekte unterstütze.

In meiner persönlichen Umgebung nehme ich aber wahr, dass immer mehr Bekannte sich als "Veganer" outen bzw. die vegane Ernährungsumstellung machen. Da fühle ich mich manchmal als "Außenseiter" und bin da auch am Überlegen, ob ich nicht mal eine längere Zeit ausprobieren sollte, wie es sich anfühlt vegan zu ernähren. Leider bekomme ich da von meiner eigenen Familie keine Unterstützung, so dass ich das Projekt noch nicht länger als zwei Tage durchgehalten habe. Aber gerne probiere ich zwischendurch mal vegane Rezepte aus und denke, wenn jeder wenigstens einen Tag in der Woche vegan essen würde, dass das schon mal ein erster Schritt in eine langfristige Ernährungsumstellung sein kann;-)

Ja, die Umstellung ist nicht ohne. Ich kann dir Bedarf gerne mal ein paar gute Videos zum Thema Umstellen auf vegan von Leuten raussuchen, die schon sehr lange vegan leben. Das Wichtigste ist wohl, sich auf gesunde Kohlenhydratquellen zu konzentrieren, aber das ist natürlich noch nicht alles.

Umzustellen ist wie Vieles im Leben ein individueller Prozess. Man kann ja z.B. auch schlecht jemandem außerhalb des Wassers beibringen wie man schwimmt ;-)

Gerne:-) Ich denke die Herausforderung für mich ist eher geeignete und genügend pflanzliche Proteine zu essen, da ich persönlich z.B. gar keine Sojaprodukte esse;-)

Hallo zuckerzombie!

Also hier die besten Videos zum Thema, die ich bislang gesehen habe: 1, 2

Beide Youtuber finden McDouggal wohl sehr gut und ich habe mich auch eine Weile an ihnen orientiert. Diese Ernährung ist sehr kohlenhydratlastig und fettarm. Letztendlich kann man aber als Veganer selbst entscheiden, in welchem Verhältnis man Kohlenhydrate, Proteine und Fette zu sich nehmen möchte.

Vielen Dank für die Links liebe @antikesdenken:-) Bin gespannt, ob das was für mich ist;-)

Gerade folgendes Zitat entdeckt:

Was es auch noch braucht … ist einfach mehr sozialer Druck. Das heißt man soll die Leute, die Fleisch essen, nicht in Ruhe lassen. Das ist unangenehm, aber für die Tiere ist es auch unangenehm und sehr viel unangenehmer als für Fleischesser, die sich rechtfertigen müssen.

Philosophieprofessor Markus Wild (Universität Basel)

Quelle

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