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RE: Wieder mal ein Artikel über das Wesen des Geldes - Teil 1

in #deutsch6 years ago

Forderung gegen einen als solvent geltenden Schuldner

Da liegt der Hund begraben: Ein Schuldner kann - begründet oder nicht - in den Verdacht der Insolvenz geraten und schon wird's zappenduster. Wohl dem, der dann ein, zwei GOLDBARREN aus dem Hut zaubern kann... ;-)

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Die Bewertung der Tilgungsfähigkeit des Schuldners ist Aufgabe der Banken.
Das machen z.B. die Sparkassen bei Privatleuten sehr gut.
Viele Investmentbanken haben gezeigt, dass sie es entweder nicht können oder es war ihnen scheißegal, weil sie wussten, das im Zweifelsfall sowieso der Steuerzahler einspringt.

"too big to fail" oder: wenn Turbokapitalisten in der Stunde des Verlusts plötzlich den Staat entdecken und die regierenden Politiker dumm genug sind, ihnen die Schulden abzukaufen. So wird dann aus der Bankenkrise die Schuldenkrise.

Cooler Artikel btw, danke.

Danke! Auch wenn ich das Wort Turbokapitalisten als politischen Kampfbegriff ablehne.
Korporatisten wäre zutreffender.
Echten Kapitalismus kann es nur ohne staatlichen Einfluss geben.
Das gab es im Prinzip nur in den USA vor dem Bürgerkrieg.
Zu dem Thema gibt es aber von mir in den nächsten Tagen noch einen extra Artikel.

ich finde man macht es sich zu leicht, wenn man Worte einfach so umdefiniert, dass sie nur mehr (fiktive, weil nicht wirklich erprobte) positive Attribute tragen. Man sollte auch in der Lage sein, die eigene Ideologie differenziert zu betrachten und ihrer Vor- und Nachteile kritisch zu beurteilen. Die allgemeine Definition des Kapitalismus ist

die Wirtschaftsform, in der die Produktionsmittel Privateigentum sind und in der die Wirtschaft vor allem durch die Mechanismen des Marktes (und nicht durch eine staatliche zentrale Lenkung) gesteuert wird.

Und da fallen die heutigen Investmentbanker mMn mit rein. Natürlich kannst du als Purist hergehen und sagen, dass jede staatliche Einmischung in den Markt dann nicht mehr "der echte" Kapitalismus ist, aber da begibst du dich dann in die argumentative Nähe von Leuten, die behaupten, Stalin wäre kein echter Kommunist gewesen. ;-)

"Turbokapitalist" ist selbstverständlich ein politischer Kampfbegriff, da gebe ich die völlig recht. Ich finde aber, dass er in dem Fall zutrifft. Er bezeichnet einen Kapitalisten, der nicht mehr am Aufbau eines Betriebs oder einer nachhaltigen Wirtschaft, sondern nur mehr am möglichst schnellen Profit ohne Rücksicht auf Konsequenzen orientiert ist, was i.d.R. durch kurzzeitige Spekulationen geschieht. Exzessiv betrieben führt das logischerweise zur Überhitzung der Märkte und zur Blasenbildung, was dann eine weltweite Wirtschaftskrise auslösen kann.

Wenn dann Politiker die Verluste verstaatlichen, verhindern sie - und da sind wir dann denke ich einer Meingung - den Selbstreinigungseffekt des Marktes, wodurch die Spekulanten natürlich weitermachen wie bisher, da sie gelernt haben, dass sie in dem Spiel eigentlich gar nicht verlieren können.

die Wirtschaftsform, in der die Produktionsmittel Privateigentum sind und in der die Wirtschaft vor allem durch die Mechanismen des Marktes (und nicht durch eine staatliche zentrale Lenkung) gesteuert wird.

Jegliche staatliche Einmischung verzerrt die Marktkräfte, dass schlimmste ist aber, dass im Korporatismus durch den Lobbyismus die Großunternehmen bevorzugt werden.
Man glaubt immer, dass die Unternehmen gegen staatliche Regulierung sind, die Großkonzerne sind es gerade nicht.
Warum glaubst Du kämpft Phillip Morris gegen das Tabakwerbeverbot?

Als damals im Wilden Westen die Eisenbahnen gebaut wurden, wurden die Eisenbahngesellschaften ständig von Privatleuten, vor allem Landwirten verklagt, weil ihr Funkenflug die Felder in Brand steckte. Die Bauern bekamen vor Gericht regelmäßig Recht.
Es sind auch Fälle dokumentiert, wo Hausfrauen die Eisenbahngesellschaften verklagt haben, weil ihr Ruß die im Garten aufgehängte Wäsche verschmutzt hat. Auch diese Frauen bekamen Recht.
So geht Kapitalismus.
Natürlich haben die Eisenbahngesellschaften dann schnell bei ihren Freunden in Washington interveniert, so dass Gesetzte erlassen wurden, die solche Klagen unmöglich machten.
Warum gab es während der Industrialisierung solche gravierenden Umweltverschmutzungen?
Weil der Staat Gesetzte erlassen hat, die die Rechte von Fischern geschwächt haben und den Chemieunternehmen erlaubt haben ihre giftigen Abwässer in die Flüsse zu leiten.
In der Marktwirtschaft wählt der Kunde die Gewinner aus.
Im Korporatismus bestimmt der Staat wer zu den Gewinnern gehört und nicht der Markt.
Wir sind in der westlichen Welt definitiv viel näher am Sozialismus als am Kapitalismus.
Wenn der Staat die Unternehmen durch Gesetzte kontrollieren kann und ihnen Sonderrechte einräumt und die Rechte der Bürger negiert, dann braucht er die Betriebe nicht mehr zu verstaatlichen.
Die staatliche zentrale Lenkung ist leider in unserer mixed economy besonders im Finanzbereich sehr hoch.

Du sagst es genau richtig: Zum Kapitalismus gehört auch, dass man die Verluste selber trägt, genau das ist eben nicht passiert.

Ach und zu Stalin:
Du wirst bei Marx keine Stelle finden, an der steht errichtet Gulags und ermordet Millionen der eigenen Bevölkerung. Auch für eine staatliche Planwirtschaft, bei der die Unternehmen im Staatsbesitz sind, gibt es bei Marx keinen einzigen Nachweis.
Marx war viel näher am Anarchismus/Libertarismus als man glaubt.
Für den ganzen Etatismus im Kommunistischen Manifest war Engels verantwortlich. Wer zahlt schafft eben an.
Zu Marx habe ich mich aber schon hier: https://steemit.com/deutsch/@stehaller/warum-ich-heute-marx-in-schutz-nehmen-muss
ausführlich geäußert.

Ich betrachte den von dir beschriebenen Korporatismus als Strömung des Kapitalismus, die über Lobbying die Staatsgewalt als Helfer zur Schaffung von dominaten Marktstellungen (quasi-Monopolen) mißbraucht. Da sich "Korporatisten" aber keinesfalls am Gemeinwohl, sondern ausschließlich am Profit orientieren, kann man sie und ihr System unmöglich sozialistisch nennen. Sie sind auch überall dort gegen den Staat, wo er sie was kostet (fordern Sozialkürzungen, niedrigere Steuern, private Schiedsgerichte statt echter Justiz, etc.) Die Sozialisten der westlichen Welt sind mMn in einem ewigen Rückzugsgefecht gegen die Korporatisten, die sich längst durchgesetzt haben. Teilweise wurden sie auch von diese übernommen, z.B. New Labour in England oder Schröders SPD in Deutschland. Hartz 4 ist ja alles andere als arbeitnehmerfreundlich, und spielt nur den Interessen der Konzerne in die Hände.

Aber ich vermute, hier werden wir auf keinen grünen Zweig kommen, da du den Begriff des Kapitalismus viel enger definierst als ich.
Wo wir aber denke ich absolut einer Meinung sind, ist, dass sich das System so ändern muss (soll), dass gleiches Recht für alle gilt, unabhängig von der Größe des Betriebs oder des betriebenen Lobbyings.

Ich betrachte den von dir beschriebenen Korporatismus als Strömung des Kapitalismus, die über Lobbying die Staatsgewalt als Helfer zur Schaffung von dominaten Marktstellungen (quasi-Monopolen) mißbraucht.

Ja so ist es. Viele, wenn nicht alle Unternehmer streben nach einer Monopolstellung, gäbe es keinen Stast, wäre das ganze nicht schlimm, weil dann niemand da ist bei dem sie Lobbyarbeit betreiben können. Ihre Anstrengungen müssen sich also komplett auf die Verbesserung ihrer Produkte konzentrieren, um einer Monopolstellung nahe zu kommen.

Der Sozialstaat schadet den Armen Menschen leider am meisten und bereichert häufig einen Teil der Oberschicht.

Meine Lösung auf die ganzen Probleme heißt nicht weniger odr mehr Staat, sondern null Staat.
Also Privatrechtsordnung.

Das ist doch ein Karussell, oder, wie man auf Neudeutsch sagt, eine "revolving door".

Aaron Koenig: Bitcoin - Geld ohne Staat

Es sind immer die selben Typen, die zwischen Privatwirtschaft, Politik und Zentralbank ein- und ausgehen. Fünf Jahre bei Golman & Sachs, dann geht man zur EZB, und dann ins Parlament usw. Die kennen sich alle und die Grenzen verschwimmen, weil das ein einziger Filz ist. Teilweise hocken die schon seit Generationen an den Stellen, an denen sich die Hebel befinden. It's not what you know, it's who you know. Qualifikationen spielen dabei überhaupt keine Rolle, sondern es sind ausschließlich Herkunft und Beziehungen, die darüber bestimmen an welche Stelle man kommt. Was qualifiziert denn eine Flintenuschi für das Amt des Verteidigungsministers? Gar nichts. Aber der Herr Papa saß schon unter Hitler im Reichstag, also darf das Töchterchen auch Politikdarsteller spielen.

Das ist meines Erachtens auch der Grund dafür, daß eine Privatrechtsgesellschaft nach Janich nie eingeführt werden wird. Es müßte einer kommen und sie einführen, und zwar top-down.

Die die Macht hätten, eine solche Gesellschaft zu installieren, wollen sie nicht, und die, die sie wollen, haben nicht die Macht dazu, sie einzuführen. Eine Privatrechtsgesellschaft sähe in der Praxis höchstens so aus die die BRD heute aussieht. Es werden immer die Mächtigen die Ohnmächtigen ausnehmen. Und warum? Weil sie es können.

Realistischer erscheint mir, daß die Blockchain diese Strukturen zwar nicht beseitigen, aber ordentlich durchschütteln wird, denn die zielt auf das zentrale Machtinstrument der herrschenden Klasse: Das Geldmonopol.

Allerdings gibt es auch da noch ein größeres Problem: Die allermeisten Leute sind einfach zu blöd dazu. Ihren stärksten Verbündeten haben also die Mächtigen immer noch, nämlich die Dummheit der Menschen...

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