Das wächst von ganz alleine!

in #deutsch5 years ago

Geschieht es aus Mitgefühl mit den Gärtnern oder aus profilierungsneurotischem Dominanzgebaren? Vielleicht auch nur um der puren Selbsterhaltung Willen. Dieser Selbsterhaltungstrieb vieler Pflanzen sichert uns Jahr um Jahr so manche Ernte ohne eigenes Zutun - oder zumindest mit sehr wenig davon. Damit Selbstaussaat geschehen kann muss die Pflanze blühen können - also darf nicht vorher geerntet werden. Feldsalat ist hier ein schönes Beispiel:

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Seit Jahren ist dieser Wintersalat in unserem Garten zuhause und beglückt uns im Winter und zeitigem Frühjahr mit reicher Ernte. Etwa 10 bis 12 Pflanzen werden bewusst nicht geerntet (weiter 20 - 50 haben wir vergessen zu ernten / übersehen) und dürfen blühen und sich dann querbeet auf den Weg für die nächste Saison machen. Diesmal gefiel es ihnen besonders im Erdbeerbeet sehr gut.

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Ganz häufig ist es gerade das wenige Zutun unsererseits, was die Eigendynamik im Gemüsebeet sehr vorteilhaft werden lässt. Wie so oft im Leben findet auch hier ein immer wiederkehrendes Abwägen von weder zuviel noch zuwenig statt. Bei den permanenten Kulturen wie Spargel, Rhabarber und auch Meerettich sollte pro Saison nicht mehr als die Hälfte, maximal zwei Drittel abgeerntet werden. Beherzigt man dies, bleibt die Pflanze kraftvoll. Unser Meerettich treibt bereits aus, Spargel und Rhabarber sind noch mit einer guten Gabe Kompost bedeckt.

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Neben Salaten und Gartenkresse fühlt sich der Mangold bei uns sehr wohl und muss seit Jahren nicht mehr von Hand gesät werden. Bei milden Wintern kann man bereits jetzt die ersten Blätter ernten - die kleineren als Baby-Leaf für Salate, die größeren werden gedünstet.

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Da ich die Chicoree-Blüten so hübsch finde darf dieser im Kräuter- und Blumenbeet die Sommersaison verbringen und sich selbst für die nächste Runde im Keller aussamen :-) Die ersten kleinen Pflänzchen sind schon da und werden in den nächsten Wochen ins Gemüsebeet umgesiedelt und dann im Herbst in Eimern im Keller getrieben.

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Die Pimpinelle ist hier regelrecht auf Wanderschaft. Eines meiner liebsten immergrünen Küchenkräuter findet sich quer durch den Garten, als wolle sie sich jeden Winkel mal genauer ansehen - auch mitten auf den Wegen macht sie sich gerne breit :-)

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Mit der Zeit einwickelt man ein Auge für die Keimblätter. So kann man im Laufe der Gartensaison so manchen Neuseeländerspinat, Kürbis und Salat, so manche Sonnenblume, Wildtomate, Physalis und Gurke oder Stangensellerie und vieles mehr finden und nutzen. Je aufmerksamer und achtsamer, um so reicher kann sich alles entwickeln.

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Euch allen eine wundervolle Woche und herzliche Grüße aus dem Siebengebirge!

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Hallo Natalie,

wie das Leben halt manchmal so spielt, wenn das Universum sich in Dinge einmischt, die auch irdisch intern gelöst werden könnten, vergaß ich total Sekas Aufforderung, doch bitte ein paar Sätze zu deinem Beitrag beizusteuern.
Erst der Hagel, dann der Wind und als Draufgabe Schnee und Frost schränkten mein Erinnerungsvermögen jedoch stark ein. Was jedoch noch lange nicht heißt, dass das Vorhaben auf die Schiene des Vergessens geraten ist.
Wie ich ja bereits auf @meluni's Bericht zur Lage im Siebengebirge anmerkte, handhaben Seka und ich die Pflege und Nutzung des Gartens beinahe identisch wie du es tust. Wir sind Jahr für Jahr hier in der Gegend auf der Suche nach alten Samen, die wir dann dauerhaft sich selbst verbreiten lassen. Daher ist es wenig verwunderlich, wenn ich beim Mähen mit der Sense innehalte, weil mitten im Klee plötzlich Rauke oder Mangold wächst.
So sehr die wilde Karde auch manchmal nerven kann, wenn sie im 2. Jahr in die Blüte geht, verschwindet mein Groll augenblicklich.
Wenn ich deinen Beitrag lese, überkommt mich das Gefühl einfach nur ein paar Meter weitergehen zu müssen, damit wir uns bei einem türkischen Mokka austauschen können.
Ein Genuss, der mir lange gefehlt hat.

Liebe Grüße
Seka & Wolfram

Du sag mal, ist der Lavendel bis Mitte Juli schon ernste- und rebelfertig?

kommt drauf an, wie sich das Wetter verhält... also erntefertig wird er sicherlich sein, aber rebeln kann man erst, wenn alles gut durchgetrocknet ist :-)

Dass er dafür gut getrocknet sein muss, weiß ich doch! Ich würde mich sehr freuen, wenn ich wenigstens an einem der beiden Arbeitsschritte beteiligt wäre! Ich liebe Lavendel, seit ich bei euch so viel davon gerebelt habe! 😍

Da kriegen wir was hin!!! 😍

Bei uns war es im letzten Jahr der Rucola, der selbst in den trockensten Sommermonaten in den Ritzen zwischen den Steinen der Auffahrt gedieh :)

Rucola ist da ganz hart im Nehmen, genau wie Gartenkresse. Wir haben auch einiges an Wilder Rauke, die noch etwas intensiver schmeckt als Rucola und mehrjährig ist. Und wir essen sehr viel Wildkräuter - gerade gestern gab es hier ein Brennessel-Risotto mit den ersten jungen Trieben der Nesseln ;-)

wenn der Baldrian erstmal wieder blüht...

bei der jetzigen Wetterlage scheint der Sommer erstmal wieder ganz weit weg...

Ein Träumchen!

Schöner Garten, da kann meiner nicht mithalten :O

sag doch "noch nicht" @hatoto ;-) So ein Garten entwickelt sich mit der Zeit - wir haben hier vor sieben Jahren nochmal ganz von vorne angefangen (haben vorher zur Miete gewohnt und dort auch schon einen großen Gemüsegarten gehabt). Als wir hier eingezogen sind bestand der Garten aus verfilztem Rasen und riesigen Tannen / Koniferen - die Tannen kamen raus und alles wurde einmal durchgefräst. Und auf der dann quasi "weißen Leinwand" haben wir Stück für Stück unsere Träume umgesetzt. Fertig sind wir noch lange nicht :-)

Gibt es ein "Fertig" im Garten?
Ach schade, daß @ubuntuhof nicht mehr oder kaum noch hier ist, der wäre begeistert. Und ich hätte Lust, auch seine Bilder zu kommentieren.

Finde die Einstellung sehr gut, dass ihr nicht alles erntet und der Natur einen Teil zurücklasst. Das macht für mich irgendwie auch Sinn. Alles sollte schließlich im Gleichgewicht bleiben. Euer Garten strahlt eine wahre Vitalität aus :-)

Danke dir @steemflower :-) Dieses Gleichgewicht ist uns ganz wichtig und der Kreislauf der Dinge. Je mehr man dies täglich lebt, umso seltsamer erscheint einem so vieles in der Welt da draußen ;-)

Wunderschöner Garten!

Permakultur ist die Zukunft :)

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Danke dir @luegenbaron :-) Ja, das sehe ich durch und durch genauso. Und für mich ist auch die Art und Weise der Ernte ein Teil des Permakultur-Gedankens. Bei im Laden gekauftem Gemüse ist es meist so, dass die ganze Pflanze für die Ernte den Boden räumen musste. Hat man eigenes Gemüse, so nimmt man beim Brokkoli erst die Hauptblüte in die Küche und aus den Blattachseln wachsen über die nächsten Wochen lauter kleine Nebenblüten die weitere Mahlzeiten ergeben - erst wenn die geertet sind geht die Pflanze (in unserem Fall zu den Kaninchen und den Hühnern). Andere Beispiele sind Mangold, Stangensellerie, Pflücksalate etc.
Herzliche Grüße aus dem Siebengebirge!

Yep!
Genau so ist es!

Obwohl die ganze Essensindustrie enorm auf Effizienz getrimmt ist, ist sie meist enorm verschwenderisch und absolut nicht nachhaltig.

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