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RE: Wieder mal ein Artikel über das Wesen des Geldes - Teil 1

in #deutsch6 years ago

Achso jetzt verstehe ich deinen Einwand.
Da muss man zwischen Geld im weiteren Sinne und Währungsgeld unterscheiden.

Geld im eigentlichen Sinne als Tilgungsversprechen muss an letzter Stelle durch Warenlieferung getilgt werden.
Ich gebe Dir ein Beispiel:
Du arbeitest den ganzen Monat ohne Bezahlung.
Gibst also deinem Arbeitgeber Kredit.
Du arbeitest in Wirklichkeit nicht für das Geld, sondern für die Waren und Dienstleistungen die Du damit kaufen kannst.
Am Ende des Monats bekommst Du deinen Lohn in Euro, also Währungsgeld.
Denn der Kredit, den Du ihm gegeben hast bzw. das Tilgungsversprechen, dass er Dir gegeben hat, lautet auf Währungsgeld, also Euro.
Das Währungsgeld ist gedeckt, durch das Potential des Schuldners, also deines Arbeitgebers, sich dieses Währungsgeld am Markt zu beschaffen, in dem er seine Waren gegen Währungsgeld tauscht.

Mit deinem Arbeitgeber bist Du jetzt quitt, aber der Tausch ist noch nicht vollendet, schließlich hast Du mit deinem Währungsgeld immer noch eine Forderung in der Hand. Nämlich eine Forderung gegenüber dem Markt, die auf einen winzig kleinen Anteil aller produzierten Waren und Dienstleistungen lautet.
Der Einfachheit halber wird bei jedem unvollständigen Tausch nicht jedes Mal neues Geld erschaffen bzw. vernichtet, sondern das Tilgungsversprechen Währungsgeld wird einfach immer weiter gereicht.
Sollten aber irgend wann alle Kredite getilgt und dadurch auch sämtliche Tauschhandlungen vollständig vollzogen sein, dann muss auch das gesamte Währungsgeld verschwunden sein.

Sort:  

Wir drehen uns im Kreis, weil ich eben diesen Schritt mit dem "erweiterten Sinne" eben gerade nicht mitgehen will. Ich kenne sämtlich Argumente in dieser Richtung, aber ich sehe nicht, inwiefern es einen Erkentnisgewinn bringt, wenn man die Grenze zwischen Forderung und Gegenstand der Forderung verwischt und z.B. von "Moneyness" also einer Geldhaftigkeit von Schulden spricht - auch wenn die derzeitige Realität selbstverständlich sowas kreiert (siehe alleine die offizielle "Geldmenge"). Ich verstehe ja, dass diese Sicht unser derzeitiges semi-staatliches Kreditgeldsystem mit seinen Kreditausfallhierarchien brauchbar erklärt, aber sie erklärt nicht das Wesen von Geld, wenn sie eine Forderung auf Geld mit Geld gleichsetzt. Das ist aus meiner Sicht wie zu behaupten, unter Hütchen wären 3 Erbsen, solange man nicht alle Hütchen gleichzeitig hochhebt.
Ich kann Deiner abstrakten Logik schon folgen ("Nämlich eine Forderung gegenüber dem Markt, die auf einen winzig kleinen Anteil aller produzierten Waren und Dienstleistungen lautet."), aber in der Praxis (die uns "Österreicher" ja vornehmlich interessiert) ist das nur relevant, wenn ganz konkret irgendwer für Dein Geld den Nachfrager stellt. Eine "Forderung an den Markt" ist das nur im metaphorischen Sinn.
"Sollten aber irgend wann alle Kredite getilgt und dadurch auch sämtliche Tauschhandlungen vollständig vollzogen sein, dann muss auch das gesamte Währungsgeld verschwunden sein."

Nein, für echtes Geld kannst Du Dir im Worst Case nix kaufen, es verschwindet aber nicht einfach.

aber in der Praxis (die uns "Österreicher" ja vornehmlich interessiert) ist das nur relevant, wenn ganz konkret irgendwer für Dein Geld den Nachfrager stellt.

Das gilt für alle Arten von Tauschgütern, auch Gold ist ohne Nachfrage wertlos.

"Sollten aber irgend wann alle Kredite getilgt und dadurch auch sämtliche Tauschhandlungen vollständig vollzogen sein, dann muss auch das gesamte Währungsgeld verschwunden sein."
Nein, für echtes Geld kannst Du Dir im Worst Case nix kaufen, es verschwindet aber nicht einfach.

Kreditgeld kann durch zwei Arten wieder aus der Welt geschafft werden:

  1. Schuldentilgung.
  2. Forderungsverzicht des Gläubigers und Ausbuchung.

Die Reichsbanknoten waren nach dem Krieg wertlos, da der Emittent pleite war.
Sozusagen ein geplatzter Scheck. Die Banknote war zwar noch da, aber das Geld war weg.
Das Wesen des Geldes ist es ein Tilgungsversprechen zu sein, was auch die goldgedeckten Währungen immer waren, die goldgedeckten Scheine waren nie durch das Gold selbst gedeckt, dass konnte ja der Geldnutzer gar nicht kontrollieren, sondern durch das Vertrauen in die Tilgungsfähigkeit der emittierenden Bank.
Man erkauft sich sozusagen den angenehmeren Umgang mit Geld, im Vergleich zum Naturalientausch, immer mit dem gewissen Risiko, dass das Tilgungsversprechen platzt.
Die Menschen haben sich dazu entschieden dieses Risiko einzugehen.
Dass die Bezugsscheine, also der Anspruch auf einen kleinen Teil der vom Markt produzierten Waren, nach dem Krieg nichts mehr wert waren, lag aber nicht am Geldsystems, sondern daran, dass das Land komplett zerstört und, dass es kaum noch Warenproduktion gab.
Hätten wir eine reine Edelmetallwährung in Form von Gold- und Silbermünzen gehabt, wäre die Versorgung mit Lebensmitteln, Brennstoff und Wohnraum auch nicht besser gewesen.
Die in Gold ausgedrückten Preise wären dann halt viel höher gewesen.
Nur die Tatsache, dass es Gold und Silber gibt, macht die Menschheit auch nicht reicher.
Leider ist oft das Gegenteil der Fall. Der Gold Rush im Wilden Westen hat die Menschen insgesamt ärmer gemacht, da sich so viele Leute mit Goldschürfen beschäftigt haben und keine Waren und Dienstleistungen mehr produziert haben.

Ich habe eine Märchen für meine Tochter geschrieben, welches das Wesen des Geldes und die Unsinnigkeit von Gold erklärt. Das werde ich heute veröffentlichen.
Bitte sei mir nicht böse, wenn ich das tue.
Es ist nicht weil ich dich für blöd halte. Ganz im Gegenteil.
Ich glaube einfach, dass es für dieses Thema gut passt.

Ich gehöre nicht zu denen, die Gold für das einzig taugliche Geld halten, einige Cryptos erfüllen die Funktion genauso (oder auch andere Dinge bzw. Güter), insonfern kannst Du Gold gerne für unsinnig halten. Ich bin ja generell für Geldwettbewerd und sehe Geld als ein Produkt des Marktes und nicht des Staates (als "Lender of Last Resort") an. Ich bin auch nicht sauer, wenn Du Dich weigerst auf die Bedeutung der Unterscheidung von (ich wiederhole) mich Geld und Forderung auf Geld (die als Umlaufmittel genutzt werden kann, wie Mises es nennt) einzugehen, die - siehe die letzte Finanzkrise - in Phasen der Kreditgeldkonktraktion durchaus in der Praxis relevant wird, weil dann auf einmal jeder schaut, dass er Geld hat, das besonders nahe am Ur-Emittenten Zentralbank ist und sich noch am ehesten wie Warengeld verhält. Das war - siehe den Text bei De Soto - schon im Mittelalter so.

Ich weigere mich nicht sondern habe die Antwort schon gegeben tue es aber gerne noch mal:
Geld = Forderung auf irgendwas, oft auf Waren
Währungsgeld = auf Euro lautentes Tilgungsversprechen, dass auch nur in Euro getilgt werden kann; von den privaten Banken auf Wunsch des Kunden erschaffen. Es ist ein reines Buchgeld, das mit dem Geldschein nur den Wertmaßstab teilt. Dieses Geld hat sich durchgesetzt, da hier nicht jeder die Bewertung der Tilgungsfähigkeit des Schuldners selbst vornehmen muss, sondern es den Profis der Bank überlässt. Währungsgeld ist auch deshalb so beliebt, weil es von identischer Qualität ist.
Dieses Geld braucht auch keinen Lender of last resort, es ist sogar schädlich wenn es den gibt, weil wir dann ein moral hazard Problem bekommen (siehe Finanzkrise)

Deine einzige Begründung ist aber, so wie ich das verstehe: weil Argentarius das so sagt. Dass es unlogisch ist, scheint Dich nicht zu stören. Nach welcher Definition von "Forderung" soll Geld denn eine Forderung auf "irgendwas" sein? Geld ist ein Mittel, um irgendwas anderes als Geld zu bekommen. Es gibt keinen Grund, das als Forderung zu bezeichnen, da nur Rechtspersonen an konkrete Gegenüber Forderungen stellen können, wenn es nicht nur metaphorisch gemeint sein soll. Deine Definition von Währungsgeld ist auch keine Definition (ebensowenig wie die von Argentarius), sondern ein Zirkelschluß, wie es die Engländer auf ihren Pfundnoten ja explizit bekunden. Es ist aus meiner Sicht schlicht intellektuell unredlich davon zu sprechen, dass die Forderungen auf Geld (sagt auch die BuBa sinngemäß so) auf Wunsch der Kunden enstanden seien. Die Kunden wünschen sich Geld, das kein Ausfallrisiko hat! Genau hier springt dann der Staat ein, der mit seiner (technisch haltlosen) Garantie das Hütchen hochheben verhindert, damit eben nicht in der Praxis auffällt, dass die Hütchen (Forderungen auf Geld) nicht durch Erbsen (Zentralbankgeld) hinterlegt sind. Aber wir reden aneinander vorbei, weil Du alle möglichen Derivate von Geld als Geld bezeichnest. Was ist denn bei Dir das ultimative Tilgungsmittel? Die Recheneinheit, die verschwindet, wenn alle Schulden getilgt werden? Geld ist das was übrig bleiben sollte, wenn die Rechnungen beglichen sind. SO betrachtet es der durchschnittliche Bank-Kunde, der - ebenso wenig wie die allermeisten Politiker - keine Ahnung hat, dass Banken dürfen, was niemand sonst darf, nämlich eine rechtliches Derivat vom gesetzlichen Zahlungsmittel via Bilanzverlängerung zu kreiieren, was sich bei allen anderen Marktteilnehmern wie (Waren-)Geld verhält (oder kannst Du EUR versprechen und es werden bei mir auf dem Konto EUR?).

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