🚩 Der Prinz im Schützengraben 🚩

in #deutsch6 years ago

✠ Halte dich an die Regeln und du bist tot ✠

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Fähnchenspiele mit dem Flecktarnverband

Man mag es kaum glauben, aber das Prinzenkind hat gedient. Nicht nur Jahrzehnte lang als Geldkuh zum Steuern melken, sondern auch als zukünftige letzte Instanz gegen den russischen Bären. Damals zumindest.

Natürlich nicht ganz freiwillig, aber wenn das Brieflein kommt, wann man sich wo zur Ausbildung an der Waffe zum Schutz der deutschen Landesgrenzen einzufinden hat, sind die Wahlmöglichkeiten ziemlich eingeschränkt.

Ganz besonderes Glück war mir hold, denn ich durfte zum beschissensten Quartal für die Grundausbildung einrücken, das man sich denken kann. Das Erste! Das durfte ich mir dann auch noch vom Freundeskreis belustigt aufs Brot schmieren lassen. "Grundi von Januar bis März, du arme Sau".

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Unter dem Kommando eines russischen Deserteurs

Auch mit meinem damaligen Ausbilder hatte ich die goldene Karte gezogen. Ein Russe, der die Chance des Mauerfalls genutzt hatte, um seine russische Uniform gegen den NATO Flecktarn zu tauschen. Für den Ernstfall gehörte er eine kleinen 300 Mann starken Truppe an, die auf Kriegsgefangenenbefragung spezialisiert war.

Die erste Ansprache, die unser Zug von dem 2 Meter Hüne erhielt, ließ keinerlei Zweifel daran, WER der Chef ist und wie der Hase unter seiner Fuchtel läuft. Bedingungslose Befehlsausführung und keine Fragen. Er machte uns unmissverständlich klar, dass wir uns im Gegensatz zu seinem vorhergehenden Dienstherr, in einem Pfadfinderclub für Weicheier befinden und er uns so gut wie möglich auf den Ernstfall vorbereiten wird. Wir jederzeit seine absolute Rückendeckung haben, solange wir seine Befehle befolgen und er weiß, was in der Truppe los ist. Egal was es ist und worum es geht.

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Truppenübungsplatz Schwarzenborn

Berühmt, berüchtigt war er damals schon. Ob man selbst schon dort war oder nicht spielte keine Rolle. Obwohl ziemlich zentral in Hessen gelegen, war bekannt, dass auf keinem Übungsplatz ein solch eisiger Wind weht und sich die niedrigsten Temperaturen des gesamten Hessenlandes dort zu bündeln schienen.

Mitte Februar ging es los. Aufsatteln war die Order und fertig machen für eine Woche Zeltlager mit Kriegsspielereien. Wir froren uns schon auf der Fahrt dorthin auf den LKW´s den Arsch ab. Vor Ort angekommen dachten wir, dass es jetzt erst mal etwas warmes zu Essen gibt. Am Arsch die Räuber. Schützengraben ausbuddeln war angesagt.

Die Tatsache, dass das Gelände schon von Gräben durchzogen waren, die andere Rekruten vor uns gebuddelt hatten, spielte keine Rolle. Man musste ja schliesslich "lernen", wie man mit einem Klappspaten einen Graben in den gefrorenen Boden schachtet.

Die Offiziere, die nicht gerade im "Gefechtseinsatz" waren, hatten das Privileg in der nahegelegenen Kaserne zu nächtigen, während die Schütze Arsch Kompanie völlig übermüdet abwechselnd im 2 Std Takt in 2 Mann-Zelten zu "schlafen" versuchte. Die pure Angst zu erfrieren, ließ einen mehr zittern, wie die eigentliche Kälte.

Kampfeinsatz ohne alle Regeln

Am zweiten Tag war es dann soweit. Wir durften den damals brandneuen Duellsimulator AGDUS testen. Damit wird jeder Treffer markiert, bzw per Signal angezeigt, wer, wen, wo getroffen hat. Unser Zug war der eingegrabene Verteidigerwall und der zweite Zug der angreifende Feind, der uns in dieser Woche attackieren sollte.

Neben den Genfer Konventionen gibt es auch interne Spielregeln für den Kriegseinsatz. Z.B. sollte man eine Person, die auf einen zukommt ansprechen und nach dem Losungswort fragen, um ein eventuelles "friendly fire" zu vermeiden und man nicht versprengte, zurückkehrende Truppenteile aus dem eigenen Lager über den Haufen schiesst.

Hauptfeldwebel "Proll" war der Führungsmann der "Angreifer". Wir nannten ihn so, weil der Penner mit seinem BMW Cabrio und seiner billigen Fake Topgun Brille nach Dienstschluss vom Kasernengelände gefahren ist, als wäre er die Nummer 1 persönlich im bundesdeutschen Truppenverband.

Klare Ansage vom Chef - Scheiss auf alles!

Die Zelte waren ca 100 Meter hinter dem Schützengraben und ganz oldschool mit einem dünnen Seil verbunden, an dem am Ende das sich an den Zelten befand, ein kleines Glöckchen befestigt war. Das war das Alarmzeichen, wenn die Grabenabteilung den Feind sichten sollte.

Unsere russische Kampfsau trichterte uns ein, dass sein Job keine Spielregelbefolgung ist, sondern JEDEN, den er mit in den Kampf genommen hat, auch wieder heil zurück zu bringen. Daher lautete die Ansage: "Wenn der Feind kommt, wird die Truppe alamiert und ansonsten die Fresse gehalten, bis er selbst mit im Graben liegt."

Gegen 1.00 Uhr in der Nacht war es dann soweit. Gerade mal 30 Minuten in den Schlafsack eingerollt klingelte das Glöckchen. Jetzt lag Spannung in der Luft und geduckt, halb robbend, arbeiteten wir uns möglichst leise in den vor uns liegenden Graben. Unser Russe war bereits dabei Instruktionen zu geben, was wir nun wann tun und wie wir zu reagieren haben.

Die erste Ansage lautete: Es wird NIEMAND angesprochen oder angerufen und nach dem Losungswort gefragt. Wenn es zum Ernstfall kommen würde, dann wäre dort, wo er ist, Vorne und nicht damit zu rechnen eigene Truppenangehörige vor die Flinte zu bekommen.

Die Frage, wieso wir als Transport-Bataillon im Ernstfalle ganz vorne im Graben liegen sollten, haben wir uns lieber verkniffen.

Wie die Schlacht um Schwarzenborn dann ausgegangen ist, erfahrt im zweiten Teil.

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Steem on and stay tuned

Bilder: CC0 - von pixabay.com
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Was für ein Spass!
Glücklicherweise blieb ich davon verschont, was nicht heisst das ich nicht auf den Ausgang der Schlacht von Schwarzenborn gespannt wäre. 😎

Sich heute daran zurück zu erinnern ist definitiv ein Spaß - lol
Damals wars eher Abfuck hoch 3 :D

Aber der Ausgang war spektakulär :)

Ich wusste es schon die ganze Zeit. FN 300?

Unser russischer "Teilzeit-Ausbilder" japp ;)

Mir wurde damals zugetragen, der Verein stelle zwar Kost. Logis und Kleidung. Die Bezahlung sei miserabel, die Kopfbedeckungen zwar bügelfrei aber unbequem und Einzelzimmer nur mit Gitter vor dem Fenster zu haben. Außerdem sei an einem sachlichen Austausch von Meinungen wer, wann, ob überhaupt und von wo angreift, kein großes Interesse zu erkennen. Also ähnliche Strukturen, wie ich sie bereits von zu Hause her kannte.
Nichts sprach also dafür, von einem Scheißhaufen in den nächsten zu treten.
Wie ich inzwischen mitbekommen habe, ist der Feind noch immer nicht eingetroffen. Wäre also sowieso alles umsonst gewesen.
Damit verabschiede ich mich aus der Truppe, werde jedoch auf dem Beobachtungsposten ausharren, bis du Freund und Feind niedergemetzelt hast.
Mit strammem Gruß (oder wie immer man dort sagt)
Wolfram

Bügelfreie kopfbedeckung... herrlich ^^

Das ding war aber echt nützlich. Also beim biwak gabs keine beulen und es war mit der abc-tasche die einzigen möglichkeiten seinen tabak trocken zu halten^^

Na dann vergess die parole mal nicht da im posten ^^

Bei manchem zivilen Nachhauseweg hätte ich mir so die eine oder andere Beule auch ersparen können.

Ganz zu schweigen vom quasi dauerhaft verfügbaren topf, hocker oder allzweckwerkzeug ^^

Echt nicht schlecht so ein Helm ^^

Oh ja, kenne ich gut. Dummerweise durfte man bei uns nicht sagen, dass man friert. Den fehler habe ich nur einmal gemacht.

Mein gesammter zug durfte das mitausbaden, normalerweise kam ich gut mit den jungs klar... den tag mochten die mich aber nicht so sehr ^^

Gesagt hat das damals auch keiner. NICHT bei dem Russen :D
Da hätten wir uns bestimmt zur "Belohnung" mit freiem Oberkörper in den Graben stellen dürfen, nur um zu sehen, dass es mit Klamotten gar nicht so kalt ist, wie man denkt - lol

den tag mochten die mich aber nicht so sehr ^^

Die Verbundenheitskiste und der Kameradschaftsklimbim sind natürlich in solchen Fällen auch eine ganz miese Nummer :D

Bei uns war halt das problem, dass wir bei minustemperatur auf dem boden lagen und das damals noch brandneue g 36 zerlegen und wieder zusammensetzen sollten.

Das gewehr wird durch 3 bolzen "fixiert" aber ab temperatur xy verliert man nunmal motorik und kraft. Ich bekam also nur noch mit hilfsmitteln die bolzen rausgedrückt, während hörbar meine zähne klapperten. Der stufz fragte dann: Panzerschütze arsch, ist ihnen etwa kalt ?! Da dann mein fehler: Jawohl herr stuffz!

Stuffz: ABC Alarm, atemschutz herstellen - (nun mein lieblingswort bei y-tours) Ausführung !

Mit abcschutz dann in die kompanie rein, im laufschritt in den vierten stock, am ende des flurs wieder runter und ( zweitliebstes wort bei y-tours) ... Nochmal!

Also funktioniert hat es. Mir war überhaupt nicht mehr kalt...

Spätestens bei solchen Aktionen wäre mir dann wohl die Sicherung geflogen und ich hätte dem Bastard eine geknallt. Aber gut, betrifft mich ja nicht. Aber ich bewundere die Disziplin der "normal" denkenden Menschen beim Bund, die da nicht ausrasten.

Spätestens bei solchen Aktionen wäre mir dann wohl die Sicherung geflogen und ich hätte dem Bastard eine geknallt.

Auch als 17-20jähriger, der gerade angebrüllt wurde? Fraglich ...

Jupp, ohne hasenmann zu kennen... das haben wohl nur wenige gemacht. Zumal der stufz nicht gerade schmal gebaut war ^^

Ihr seht schon, wie zwiegespalten ich bin.
Also ist es doch gut für alle, dass ich nicht dabei war :-)

So hab ich vorher und nachher auch gedacht, aber damals...

Naja, war ja auch in der herde, da wird der mensch ja eh komisch ;)

Aber alles in allem will ich die zeit nicht missen, es war aufregend und vieles davon werde ich nie vergessen.

Ich hab zum beispiel voher, und werde wohl auch nie wieder sehen, dass ein mensch im gehen einschläft und wie ausgeknipst einfach umfällt und schläft.

Oder wie ein grundwehrdienstleistender dem stufz den gewehrkolben voll ins gesicht rammt - und alle danach sagen: Das war richtig so, er hat korrekt gehandelt... :O

Aber alles in allem will ich die zeit nicht missen, es war aufregend und vieles davon werde ich nie vergessen.

Definitiv! Unser Ausbilder hat damals in seiner Erstansprache gesagt: Ihr werdet die Grundausbildung hassen. Ihr werdet die Tage verfluchen, aber später werdet ihr euch hauptsächlich an die Dinge aus der Grundausbildung erinnern und habt hoffentlich kapiert, was es bedeutet, wenn sich der eine auf den anderen verlassen können muss.

Er hat Recht behalten

Mir war überhaupt nicht mehr kalt...

Das kann ich mir vorstellen ... mußtet Ihr nach dem "Aufwärmtraining" wieder weiter an den Gewehren "basteln"?

Äh, ja klar, da war ja noch kram bei den schleppdächern (panzerhallen) Ausserdem waren leute dabei, die das wirklich simple g-36, einfach nicht verstehen wollten. Bzw den verschluss der waffe, obwohl der wie alles beim g-36 sehr simpel ist, wer geschickt war, konnte das gewehr ohne hingucken zerlegen und zusammensetzten. Der vorgänger (g3) mit rollenverschluss war da viel schlimmer ^^

Danke für die Schilderung. Ich bin nach wie vor froh, nicht bei dem Laden dabei gewesen zu sein. Die schiere Dummheit mancher Vorgesetzter hätte mir wohl einige Tage Arrest eingebracht, weil ich meine Klappe nicht hätte halten können.
Es gibt glaube ich keinen Laden in dem es offensichtlicher ist, dass manche Menschen einfach nur aufgrund einer Berförderung mehr zu sagen haben. Nicht weil sie mehr können/wissen.
Da habe ich ja in der freien Wirtschaft schon Probleme mit solchen Menschen umzugehen.....

weil ich meine Klappe nicht hätte halten können.

DAS dachten dort so Viele ;)

Glaub mir, wenn du dabei bist HÄLST DU KLAPPE ;)

Das Cafe Viereck, wie man den BW Knast auch nennt, war seltenst von Revoluzern besetzt.
Dort geht es nicht um Können oder Wissen, sondern schlicht um ein Funktionieren im Ernstfall.

Das lernst du dort ganz schnell und siehst es auch nach einiger Zeit selbst ein. Wenn es knallt, dann MUSS ich mich darauf verlassen können, dass mein linker und rechter Nachbar im Kollektiv funktioniert und nicht jeden Befehl erst mal in Frage stellt, ausdiskutieren will oder schlicht weg verweigert, weil er denkt er wäre schlauer, wie der Befehlsgeber.

Im "Friedensfall", der im Grund NIE gegeben ist, weil die BW mit der NATO ständig irgendwo in irgend welchen Kriegen rum kaspert, sieht es aber nicht anders aus. Wenn der gesamte Zug deine Eskapaden ausbaden muss, dann hältst du ganz schnell die Klappe. Siehe Schilderung von @enigm4 :D

Ich muss leider zugestehen, dass ich wohl entweder im Arrest oder dann sonst irgendwie geendet wäre. Sei es mit einem seelischen Schaden oder sonstwie unbequem.
Ich kann mit sowas nichts anfangen und habe bereits im Job Probleme, Menschen zu akzeptieren, die weniger Ahnung von einer Sache haben.... aber mir dann vorschreiben wollen wie ich meinen Job zu machen habe.

Ich war ne gute Zeit bei nem großen Unternehmensberater und habe da gemerkt, dass ich mit meiner Art sehr weit komme. Also auch zwischenmenschlich. Und sich dabei auch fachliche Konflikte in 80% der Fällen lösen lassen.

Womit ich nicht klar komme sind Dummschwätzer und Menschen die ihre Macht ausspielen, weil sie ihnen gegeben wurde...

Aber gut, das ist auch der Grund warum ich nie zum Bund bin.

Respekt an Dich, wenn Du das so durchgestanden hast. Ich bin da wohl zu weich dafür. Aber auch das ist ok für mich. :-)

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support by @gerdtrudroepke

I don't understand you...speak clean..

Ausführung!

und dann bitte...

Nochmal!

Wie meinst du das?... Wegen dem haben wollen!

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I was summoned by @chriddi.

If you could, please remove your punny titles, they don't mean anything.

Are you serious?

I don't care if you're not even english.

Well done @peppermint24! You successfully guessed the match result.

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