Are pompous receptions of state guests still contemporary? / Sind pompöse Empfänge von Staatsgästen noch zeitgemäß?

in #politics6 years ago

English

Erdogan's approaching visit as the trigger for two trains of thought.


In September the Turkish president Erdogan will visit Germany and with all that goes with it, state banquet and military honors. I can understand the nascent criticism of treating such an authoritarian ruler, who among other things put in confinement unwanted critical journalists, so respectfully ...

I could now process this into an article or ponder what was so much worse at Özil's visit to Erdogan than at Steinmeier's festive reception of Erdogan (is double standards being applied here? Or must Steinmeier for diplomatic reasons do what Özil shouldn't have done as a private person?), but these are certainly topics which are already sufficiently discussed elsewhere.
Instead of that I noticed how two very different questions arose in my mind, triggered by the coming Erdogan visit, but still being independent of it (and I will answer them from my point of view):

Why these pompous shows; and what is the military doing there?


  1. Of course, in the case of Erdogan it is obvious to critically question such an effort beforehand of and during his visit, but in general - independent of the respective person - such pompous political receptions no longer seem to me to be appropriate!
    In my view, politicians are normal people who have been given the task of implementing the wishes of the citizen for a limited period of time. This is a very demanding and in some cases very time-consuming task. Politicians must also give up much of their privacy. On the other hand, they are amply 'compensated' with privileges of all kinds (for example official cars, own offices along with staff, immunity, high earnings and allowances of all kinds and power).
    But what's the point of this excessive 'cult of personality'? Why these unspeakable shows (think of Macron's reception in the White House)?
    Couldn't politicians simply meet on a more modest, smaller scale, preferably somewhere where their meetings would affect people's everyday lives as little as possible, where the necessary security measures would have to be taken as cheaply as possible (even better by means of cost-saving online conferences - we are living in 2018!)?
    How about refraining from meeting in the middle of big cities, as it was the case for example during the at least 130 million euros costing G20 Hamburg summit, overshadowed by riots?

    (Sometimes I wonder, anyway, whether an incorruptible, thrifty, modest, purely fact-based AI at the head of the government, fed with the corresponding data, might even make better decisions on average than our - possibly overrated? - Representatives? But I digress, this thought is leading away from the topic ...)

  2. The second point is "military honors". What does it actually say about the degree of civilization of our species that the military obviously plays a role in events such as political receptions that we consider to be particularly important? If anything, why aren't politicians welcomed by teachers, scientists or chimney sweeps? :-)
    The history of mankind consists of a never-ending succession of wars. Open any page of a history book, and if I had to guess what it says - according to the laws of probability - I would guess "something with war". Most hymns are about war, blood, bravery, heroic defense, etc. And instead of growing out of this primitiveness at some point, we can think of nothing better than to splurge martially with the strength of our armies when we are having guests? By 'we' I don't mean Germany in particular, because this military demeanor is almost everywhere part of the standard protocol.

Have you ever thought about this topic? How do you see it?


Source:/Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F073651-0002 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de.


Deutsch

Nahender Besuch Erdogans als Auslöser zweier Gedankengänge.


Im September wird der türkische Präsident Erdogan Deutschland besuchen und mit allem was dazugehört, Staatsbankett und militärischen Ehren, empfangen. Ich kann die aufkeimende Kritik daran, einen solch autoritären Herrscher, der unter anderem missliebige Journalisten einsperren lässt, so ehrerbietig zu behandeln, durchaus nachvollziehen ...

Das könnte ich jetzt zu einem Artikel verarbeiten oder darüber sinnieren, was nun am Besuch Özils bei Erdogan so viel schlimmer war als am feierlichen Empfang Erdogans durch Steinmeier (wird hier etwa mit zweierlei Maß gemessen? Oder muss Steinmeier aus diplomatischen Gründen tun, was sich Özil als Privatmann nicht hätte erlauben sollen?), aber das sind sicherlich Themen, welche zur Genüge bereits anderswo ausdiskutiert werden.
Stattdessen merkte ich, wie sich mir, zwar ausgelöst durch den kommenden Erdogan-Besuch, aber doch unabhängig davon, zwei ganz andere Fragen stellten (und werde sie aus meiner Sicht beantworten):

Wozu diese pompösen Inszenierungen; und was hat das Militär da zu suchen?


  1. Klar, im Falle Erdogans liegt es auf der Hand, einen derartigen Aufwand beim Besuch eines Politikers kritisch zu hinterfragen, allerdings erscheinen mir ganz generell - unabhängig von der jeweiligen Person - solch pompöse Politikerempfänge nicht mehr zeitgemäß zu sein!
    In meinen Augen sind Politiker ganz normale Menschen, denen für eine zeitlich begrenzte Dauer der Auftrag erteilt wurde, die Wünsche des Bürgers umzusetzen. Das ist eine durchaus anspruchsvolle und teilweise sicherlich sehr zeitintensive Aufgabe. Politiker müssen überdies auf einen Großteil ihrer Privatsphäre verzichten. Andererseits werden sie reichlich mit Privilegien aller Art (z. B. Dienstwagen, eigenen Büros samt Personal, Immunität, hohem Verdienst und Zulagen aller Art sowie Macht) dafür 'entschädigt'.
    Was aber soll dieser ausufernde 'Personenkult'? Wozu diese unsäglichen Schauveranstaltungen (man denke an den Empfang Macrons im Weißen Haus)?
    Könnten sich Politiker nicht einfach in einem etwas bescheideneren, kleineren Rahmen treffen, am besten irgendwo dort, wo ihre Zusammenkünfte das Alltagsleben der Menschen möglichst wenig beeinträchtigten, wo nötige Sicherheitsmaßnahmen möglichst preisgünstig vorzunehmen wären (noch besser per kostensparender Online-Konferenzen - wir leben im Jahr 2018!)?
    Wie wäre es damit, davon abzusehen, sich mitten in Großstädten zu treffen, wie z. B. beim mindestens 130 Millionen Euro teuren, von Ausschreitungen überschatteten G20-Gipfel in Hamburg?

    (Manchmal frage ich mich mittlerweile ohnehin fast, ob möglicherweise eine unbestechliche, sparsame, uneitle, rein faktenbasiert urteilende, mit den entsprechenden Daten gefütterte KI an der Spitze der Regierung nicht vielleicht sogar im Durchschnitt bessere Entscheidungen träfe als unsere - vielleicht überbewerteten? - Volksvertreter? Aber ich schweife ab, dieser Gedanke führt vom Thema weg ...)

  2. Der zweite Punkt gilt den "militärischen Ehren". Was sagt es eigentlich über den Zivilisationsgrad unserer Spezies aus, dass Militär bei von uns offensichtlich für besonders wichtig erachteten Ereignissen wie Politikerempfängen eine Rolle spielt? Wenn überhaupt, warum werden Politiker nicht von Lehrern, Wissenschaftlern oder Schornsteinfegern empfangen? :-)
    Die Menschheitsgeschichte besteht aus einer nicht enden wollenden Aneinanderreihung von Kriegen. Schlagt eine beliebige Seite eines Geschichtsbuchs auf, und falls ich raten sollte, was dort steht, würde ich, den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit folgend, auf "irgendwas mit Krieg" tippen. Die meisten Hymnen handeln von Krieg, Blut, Tapferkeit, heroischer Verteidigung etc. Und statt dieser Primitivität irgendwann zu entwachsen, fällt uns nichts Bessers ein, als martialisch mit der Stärke unserer Armeen zu protzen, wenn wir Gäste haben? Mit 'wir' meine ich nicht Deutschland im Speziellen, denn dieses militärische Gehabe ist wohl so gut wie überall Teil des Standardprotokolls.

Habt ihr euch schon einmal über diese Thematik Gedanken gemacht? Wie seht ihr das?

Sort:  

@jaki01,
There are no politics or businesses without military! Military can be official or non official! One we called as Army and one we called as Mafia or Underworld gangs!

Cheers~

Zunächst einmal muss ich deinen Post sehr loben! Das ist ein Thema über das sich wohl nur Wenige Gedanken machen.
Ich teile deine Meinung in der du beschreibst wie manche Emfänge abgehalten werden, und vor allem was UNS so ein Theater kostet und nebenbei zumindest örtlich einfach nur stört!
Dennoch finde ich es richtig und auch wichtig wenn sich Staatschefs persönlich treffen. Ich denke besonders bei brisanteren Themen ist der persönliche Kontakt sehr wichtig. (Siehe Trump und Kim)
Was bei solch völlig übertriebenen Empfängen allerdings das Militär zu suchen hat ist mir ein Rätsel. Das ist doch eigentlich eher kontraproduktiv! Deine Idee anstelle des Militärs da einfach mal Lehrer, Wissenschaftler und Schornsteinfeger hinzustellen finde ich geil 😁👍

Volltreffer! Du sprichst mir mal wieder aus der Seele, dem Hirn und dem Herzen!! Deine Fragestellung betrifft wieder mal den Kern der Demokratie: Warum gibt es nicht Millionen Menschen von deiner Sorte, die diesen militärischen Pomp als völlig unangebracht erkennen und die politische Forderung nach dessen Abschaffung lautstark erheben?
Auch diese zur Schau gestellte Hierarchie zwischen Menschen verletzt mein freiheitliches Gemüt. Man stelle sich mal die Damen und Herren am FKK-Strand vor ....

Machen wir endlich unsere Revolution! Mein Commandante, ich folge Dir :-)

Das brauchen die um ihre Macht zu demonstrieren, stell dir mal das Bild vor wie es aussehen würde wenn ich einen von denen mit meinem Töff-Töff Einachser da durch fahren würde 😊
Abgesehen davon machen es Menschen, wie diese in den Uniformen überhaupt erst möglich solche Auftritte zu ermöglichen. Alle stehen sie da in Reih und Glied, wie kleine Kinder und blinde Befehlsempfänger.
Denk dir diese auf dem Bild weg und lass es nochmal auf dich wirken. Für mich sieht es dann aus wie zwei Hampelmänner die irgendwo in der Landschaft auf einem Teppich laufen.
Warum ist der Teppich eigentlich rot? Soll es symbolisch für die Blutspur stehen die sie hinterlassen? 🤔

Schöne Grüße, Martin

Die ganzen Militärparaden und Aufmärsche, die ja nur ein Ersatz für den Schwanzvergleich sind, sollten natürlich abgeschafft werden.
Als Soldat habe ich das auch immer gehasst und ich kannte keinen Soldaten, dem das gefallen hätte.
Auch sollte man die ganzen G20 treffen auf irgend einen Flugzeugträger abhalten, wo wir schon beim Thema sind. Dann würde kein Bürger mehr durch Chaoten belästigt/gefährdet und es würde viel weniger kosten. Zur Pressekonferenz kann man die Journalisten dann mit dem Hubschrauber einfliegen.

Ich denke es geht darum, dem „Besucher“ zu zeigen wie stark man ist, um in Verhandlungen eine bessere Ausgangsbasis zu haben. Und da imponiert wohl Militär noch immer mehr als anderes, obwohl es rational vllt. nicht so sein sollte. Dass sich das so schnell ändern wird, bezweifle ich leider.

Ich glaube auch nicht, dass sich daran bald etwas ändert, ... aber was sagt das über uns Menschen aus ... über unser Geltungsbedürfnis, über die von uns bisher erreichte Zivilisationsstufe und die Rationalität unseres Denkens?

Zivilisation? Zivilisiert? solange solche Bilder von Nöten sind, sind wir noch weit vom zivilisierten Menschen entfernt

Nein, überhaupt nicht mehr. Die sollen eine Videoconferenz machen, das ist einfacher. Der ganze Aufwand, Sicherheitsperonal, Sperrungen von Straßen,... kosten allen ein Haufen Geld, das für sinnvollere Sachen hergenommen werden kann.

Ein persönliches Treffen kann schon nützlich sein, das weiß man auch aus dem Geschäftsleben.
Aber bitte ohne Pomp, Militär und kostensparend.

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Da hat sich wohl zum Monarchentum nicht viel verändert. Herrscher lieben es nun mal pompös. Irgendwo muss sich ja die „Hoheitlichkeit“ zeigen, wenn man schon an solche glaubt. Das ist dann auch ein hoheitlicher Akt. Und die Beherrschten brauchen ja auch etwas zum „anhimmeln“.

Ich benötige keinen Herrscher, also folglich auch nicht diesen "Pomp".

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